Kurzbiografie

Dietrich Bonhoeffer, 1906 - 1945

1906

Am 4. Februar wird Dietrich Bonhoeffer in Breslau (heute Wroclaw) geboren. Er ist das sechste von acht Kindern.

1912

Der Vater, Professor für Nervenheilkunde, wird nach Berlin berufen, wo bis heute die Psychiatrische Klinik der Freien Universität seinen Namen trägt. Die Familie lebt im Grunewald.

1928

Nach dem Studium der Theologie in Tübingen wird er nach dem ersten theologischen Examen Vikar in der Auslandsgemeinde von Barcelona.

1930

Zweites theologisches Examen, Habilitation und anschließend Studienaufenthalt in den USA.

1931

Nach der Bekanntschaft mit dem theologischen Lehrer Karl Barth als Privatdozent Vorlesungen an der Berliner Universität. Er sammelt einen Kreis von Studenten, die zu Freizeiten und Diskussionen zusammenkommen. Im November wird er ordiniert. Er übernimmt neben seiner Lehrtätigkeit das neu errichtete Studentenpfarramt an der Technischen Hochschule Charlottenburg und eine Konfirmandenklasse an der Zionsgemeinde im Berliner Norden.

1933

Am 1. Februar 1933, zwei Tage nach der »Machtübernahme«, warnt der 26-Jährige in einem Rundfunkvortrag vor einem falschen Führertum. Im April 1933 stellt er sich als erster Theologe gegen den Boykott jüdischer Geschäfte. In den Wirren des Jahres, in denen es den mit Hitler einverstandenen deutschen Christen gelang, die Macht an sich zu reißen, erkannte er, dass es nicht um innerkirchliche Kämpfe, sondern das Bekenntnis zu Christus ging. Doch er findet wenig Verständnis. Er übernimmt das Pfarramt der deutschen evangelischen Gemeinden in London, wo er intensive ökumenische Kontakte knüpft.

1934

Im Mai gibt sich die inzwischen gesammelte »Bekennende Kirche« in der »Theologischen Erklärung von Barmen« die theologische Grundlage, einige Monate später, auf der Synode von Dahlem im Herbst, sagt sie sich in aller Form von der Leitung der inzwischen hitlertreuen Deutschen Evangelischen Kirche los und bildet mit den »Bekenntnissynoden« und den »Bruderräten« eigene Leitungsorgane. Die eröffnen eine Reihe von Predigerseminaren, in denen künftige Pastoren nach dem Studium noch einmal praktisch und theoretisch auf das Pfarramt der Bekennenden Kirche vorbereitet werden.

1935

Der 29-jährige Bonhoeffer wird mit der Leitung des Predigerseminars in Finkenwalde in Pommern, das zunächst in Zingst war, betraut. Dort lehrt er »Nachfolge« und »Gemeinsames Leben«. Er wird einer der entschiedensten Vertreter der Bekennenden Kirche.

1936

Bonhoeffer wird mit 30 Jahren die Lehrbefugnis an der Uni entzogen.

1937

Finkenwalde wird polizeilich geschlossen. »Nachfolge« veröffentlicht.

1938

Aufenthaltsverbot für Berlin.

1939

Im Juni tritt Bonhoeffer auf Einladung von Freunden eine Amerikareise an. Der Krieg steht vor der Tür. Man will Bonhoeffer für den Wiederaufbau nach dem Krieg bewahren. Aber schon nach ganz kurzer Zeit kehrt er zurück. Er will bei seinem Volk und bei den Brüdern und Schwestern der Bekennenden Kirche sein. Nur so würde er glaubwürdig bleiben. In dieser Zeit nimmt er Verbindung mit einer Gruppe des aktiven Widerstandes auf. In ihrer Mitte gewinnt auch Bonhoeffer immer mehr die Überzeugung, dass nur nach Beseitigung Hitlers Frieden und gerechte Zustände wiederhergestellt werden können.

1940

Ein Befehl der Gestapo beendet seine Pastoren-Ausbildungstätigkeit. In den Folgejahren tritt er in den Dienst der militärischen Spionageabwehr, in der eine Reihe von Widerstandskämpfern wirkte. In der Abwehr gelingt es ihm, die Verbindung zu den ökumenischen Freunden in der Schweiz und in England aufrechtzuerhalten.

1943

Im Januar verlobt er sich mit der erst 18-jährigen Maria von Wedemeyer, die er im Sommer zuvor kennen gelernt hat. Das Datum eines Briefes von Maria an Dietrich vom 13. Januar 1943 gilt als ihr Verlobungstag. Bonhoeffer ist 37 Jahre alt, als er am 5. April als Opfer von Intrigen der SS gegen die militärische Abwehr verhaftet wird. Im Militärgefängnis Tegel schreibt er die Briefe, die von seinem Schüler und Freund Eberhard Bethge später unter dem Titel »Widerstand und Ergebung« herausgegeben werden.

1944

Nach dem misslungenen Attentat vom 20. Juli 1944 werden Listen der Verschwörergruppe gefunden. Für Bonhoeffer hat das eine erhebliche Verschärfung der Gefangenschaft zur Folge. Für vier Monate kommt er in die besonders grausame Haft des Gestapo-Gefängnisses in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin.

1945

Im Februar kommt er in das KZ Buchenwald. Nach einem kurzen Aufenthalt wird er mit anderen »Prominenten« nach Süddeutschland abtransportiert. Zwei Wochen vor der Befreiung durch die amerikanischen Truppen wird er im KZ Flossenbürg in der Oberpfalz nach nächtlichem Standgericht am 9. April 1945 hingerichtet. Insgesamt vier Mitglieder der Familie Bonhoeffer werden in diesen Tagen ermordet.

 

Quelle: »Von guten Mächten wunderbar geborgen...«. Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft, Sektion Bundesrepublik Deutschland, Regionalgruppe Sachsen. Material für die Jugendarbeit